Scholli-Eltern machen Lärm gegen Lärm

Foto: Florian Kurth

Der Elternrat der Geschwister-Scholl-Schule in Gohlis ist wütend. Bereits vor sieben Monaten haben die Verantwortlichen dem zuständigen Bürgermeister Thomas Fabian (SPD) eine Petition zugestellt, in der sie Lärmschutzmaßnahmen für die Schule fordern. Nachdem nichts geschah, fragten sie ein halbes Jahr später beim Petitionsausschuss nach. Mit dem Ergebnis, dass die Petition dort nie angekommen ist. Dabei entsprach sie auch formal den Voraussetzungen für eine Zulassung.

Konkret geht es in der Petition um den Lärm, der insbesondere im Hortbereich herrscht. In den vergangenen fünf Jahren sei die Schülerzahl der Geschwister-Scholl-Schule um 20 Prozent gestiegen, die Horträume seien im selben Zeitraum – auf Grund mehr benötigter Klassenräume – immer mehr eingeschränkt worden. „Für die Stadt scheint die Formel zu gelten: weniger Platz plus mehr Kinder ist gleich ausbleibende Lärmschutzmaßnahmen“, ärgert sich der Elternratsvorsitzende André Schuster. „Das widerstrebt jeglicher Logik. Wir Eltern sind im Zorn darüber, wie dieses grundlegende Thema von den Entscheidungsträgern bagatellisiert wird.“ Zwar seien in den vergangenen Jahren stetig Lärmmessungen durchgeführt worden, allerdings über einen Zeitraum von acht Stunden, aus denen dann ein Mittelwert gebildet wurde. Da am Morgen jedoch Schulunterricht und es damit verhältnismäßig ruhig ist, seien die tatsächlichen Werte im Hortbetrieb eben nicht erfasst worden, so die Elternvertreter.

Konkrete Maßnahmen haben die Eltern in ihrer Petition ebenfalls benannt. So könnten nach Meinung der Eltern die Flure getrennt werden, um den Schall zu brechen und das lautstarke Rennen über die Flure zu erschweren. „Unabhängig vom Lärmschutz gab es in den Fluren bereits einige Zusammenstöße von Kindern mit zum Teil nicht unerheblichen Verletzungen“, so der stellvertretende Elternratsvorsitzende Florian Kurth. „Wir halten zwei Trennwände in jedem Gang für das Minimum.“ Zudem würden, so Kurth, Schallschutzplatten an den Decken der Gänge erheblich zum Dämpfen des Lärmpegels beitragen. „Auch ein schallminimierender Fußbodenbelag kann helfen“, so Kurth.

In Vorbereitung auf die morgige Sitzung des Petitionsausschusses hat die Stadtverwaltung nun einen Standpunkt zur Petition abgegeben. Fazit: Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln. Konkret sei ein Entwurf des Raumkonzeptes am 14. September durch die Schulleitung übergeben worden. „Es enthält unter anderem Hinweise zu den Ursachen und Vorschläge zur Minderung und Abstellung der Lärmprobleme. Die Lösungsansätze für die vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen werden gegenwärtig durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung auf ihre Umsetzbarkeit geprüft“, heißt es weiter. Dieses Raumkonzept bilde die Grundlage für die Beauftragung einer brandschutztechnischen Begutachtung. „Die erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen müssen im Zusammenhang mit der weiteren brandschutztechnischen Ertüchtigung des Gebäudes betrachtet werden, da sich zum Beispiel durch den Einbau von Brandschutztüren in den Fluren eine völlig veränderte Akustik ergeben kann“, so die Verwaltung.

Die Eltern sind darüber empört. „Im Grunde heißt das, dass wieder nichts passiert“, schimpft Kurth. Das sei typisch für die Stadt Leipzig. „Es wird nur geredet, auf Zeit gespielt und gewartet, dass die Kinder nach vier Jahren die Schule verlassen und renitende Eltern wieder verschwinden“, meint Kurth. „Ohne engagiertes Handeln der Eltern und Schulleiter passiert an den Schulen rein gar nichts. Nicht einmal grundlegende gesetzliche Forderungen würden erfüllt werden. Unsere Kinder werden krank und kaputt gespart. Brennt es in einer solchen Schule, könnten Kinder sterben, die Verantwortlichen dazu sitzen in den Ämtern und letztendlich im Stadtrat.“

Weiterlesen
Die gesamte Petition
Der Verwaltungsstandpunkt

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*